Abbildungen
Abb.1
Luftbild von Tiryns, Photo: Myers
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Abb.2
Zyklopische Befestigungsmauer - Südwestabschnitt
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Abb.3
Blick in den Korridor der Ostgalerie
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Abb.5
Stationen der architektonischen Entwicklung der Akropolis von Tiryns zwischen ca. 2500 und 1050 v. Chr.
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Abb.6
Ausschnitt des Fundamentes des früh- helladischen Rundbaus nach der Konservierung 1997
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Abb.7
Frühmykenische Mauerreste unter der Vorhalle des Großen Megarons
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Abb.8
Der schmale Antenbau des 12. Jhs. v. Chr. im Großen Megaron
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Abb.9
Blick von Osten auf den südlichen Sektor der Ausgrabung 2000 in Tiryns-Stadt-Nordost mit Gebäuderesten der nachpalatialen mykenischen Zeit und zwei diagonal verlaufenden Steinsetzungen der klassischen bis hellenistischen Zeit, die als hangseitige Stützmauern für eine Straßentrasse gedient haben dürften.
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Abb. 10
Blick von Norden auf den nordöstlichen Sektor der Ausgrabung 2000 in Tiryns-Stadt-Nordost mit Resten des spätgeometrischen Töpfereibezirks
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Tiryns-Stadt-West
(rot - geplante Grabungschnitte - 2006)
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Archäologische Forschungen in Tiryns

Projektleitung:

  • Prof. Dr. Joseph Maran

Projektmitarbeiter:

  • Susanne Prillwitz, M. A. (in Griechenland)
  • Dr. Ing. Peter Marzolff
  • Carsten Casselmann, M.A.

Fachgebiete:

Ur- und Frühgeschichte
 

Kooperationen:

Deutsches Archäologisches Institut; Vierte Ephorie des Griechischen Antikendienstes
 

Projektträger:

Deutsches Archäologisches Institut; Deutsche Forschungsgemeinschaft
 

Stichworte:

Griechenland, Peloponnes, ägäische Bronzezeit, Mykenische Palastkultur
 

Einführung

Im Auftrag der Zentraldirektion des Deutschen Archäologischen Institutes leitet J. Maran seit 1994 das archäologische Projekt zur Erforschung von Tiryns in der Argolis.
Der unweit der Bucht von Nafplion gelegene Felsrücken von Tiryns erhebt sich bis zu einer Höhe von fast 30 m aus der Ebene von Argos. Hier hatten schon Heinrich Schliemann und Wilhelm Dörpfeld, auf der Suche nach den Schauplätzen der homerischen Epen, zwischen 1876 und 1885 Ausgrabungen durchgeführt und dabei auf dem höchsten Teil des Felsens, der sog. Oberburg, einen mykenischen Palast freigelegt, der um 1200 v. Chr. durch eine Brandkatastrophe zerstört worden war. Diese und die späteren Grabungen zwischen 1905 und 1929 unter der Leitung von Dörpfeld, Kurt Müller und Georg Karo begründeten den Ruf von Tiryns als eines der wichtigsten Zentren des bronzezeitlichen Europas, der im Jahre 1999 durch die Eintragung des Ortes in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO internationale Anerkennung fand.

Im Laufe der mykenischen Palastzeit (ca. 1400-1200 v. Chr.) erhielt die Akropolis von Tiryns ihre auch heute noch bestimmende Gliederung in eine Ober-, Mittel- und Unterburg. Um die Mitte des 13. Jhs. v. Chr., und damit nur rund 50 Jahre vor der endgültigen Zerstörung des Palastes, wurde in Tiryns ein ehrgeiziges Bauprogramm in die Tat umgesetzt. In dieser Zeit entstanden architektonische Glanzleistungen wie die in zyklopischer Technik ausgeführte Befestigungsmauer, (Abb.2), die Westtreppe, die sog. Galerien (Abb.3) und die beiden Brunnengänge der Unterburg.

Während sich die Forschungsaktivitäten der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg auf die Oberburg mit dem mykenischen Palast konzentrierten, konnte die Bedeutung der Unterburg in mykenischer Zeit erst durch die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Ausgrabungen unter der Leitung von Klaus Kilian von 1976 bis 1983 aufgeklärt werden. Dabei zeigte sich, daß dieser Teil der Akropolis sowohl in der palatialen als auch in der nachpalatialen Zeit (ca. 1200-1050 v. Chr.) eine dichte Bebauung trug und in übergeordnete architektonische Konzepte eingebunden war. In den Jahren 1984 und 1985 führten Ausgrabungen von Kilian auf der Oberburg zur Erkenntnis, daß das für den Palast des 13. Jhs. v. Chr. kennzeichnende Nebeneinander von Megaronbauten unterschiedlicher Größe bereits einem Vorgängerpalast aus dem 14. Jh. v. Chr. eigen war (Abb.5).

Neben der mykenischen Zeit bildet das Frühhelladikum (3100/3000-2000 v. Chr.) den zweiten wichtigen vor-eisenzeitlichen Besiedlungsabschnitt in Tiryns, wobei vor allem die Stufen Frühhelladisch (FH) II und III nennenswerte Spuren hinterlassen haben.
So wurde im jüngeren FH II (ca. 2500-2200/2150 v. Chr.) genau an der Stelle, an der sich ca. 1000 Jahre später das Zentrum des mykenischen Palastes befinden sollte, der gewaltige und in seiner Funktion noch immer umstrittene "Rundbau von Tiryns" errichtet (Abb.5, 6).

 

Ausgrabungen

Forschungsgeschichte

  • 1831 F. Thiersch und A. Rizo Rangabé
  • 1876 H. Schliemann, Oberburg
  • 1884, 1885 H. Schliemann, W. Dörpfeld, Oberburg, Mittel- und Unterburg
  • 1905 - 1914 W. Dörpfeld und G. Karo (DAI), der gesamte Burgbereich und Außenbezirke
  • 1926 - 1929 K. Müller und H. Sulze, Oberburg, Stadt-Südost
  • 1962-1963, 1965 N. Verdelis (Ephorie der Argolis), Brunnengänge
  • 1967 - 1975 U. Jantzen, Unterburg, Stadt-Südwest
  • 1975 - 1992 K.Kilian, Ober-, Unterburg, Stadt-Nordwest
  • 1997 - 1998 J. Maran, Oberburg
  • 1999 - 2000 J. Maran, Stadt-Nordost
  • 2001 - 2003 J. Maran, Unterburg
  • 2006-2008, 2010- J. Maran, Stadt-West

 

Ausgrabungen von 1997 - 2006

Im Rahmen des Tiryns-Projektes standen in den letzten Jahren die Aufarbeitung und Auswertung der Ergebnisse der Grabungen von Klaus Kilian sowie Fragen der Restaurierung/Konservierung der obertägig sichtbaren Reste der Burg im Mittelpunkt. Darüber hinaus wurden zwischen 1997 und 2000 Ausgrabungen im Bereich der Oberburg und im nordöstlichen Stadtgebiet von Tiryns vorgenommen.

Im Jahre 1997 wurde die erste Stufe des Konservierungskonzeptes für die Oberburg in die Tat umgesetzt. Der Schwerpunkt der Arbeiten lag auf der Mauerkonservierung und dem Einziehen neuer fester Böden im kleinen Megaron (Räume XVII/XVIII) sowie in dem östlich angrenzenden Gebäude (Räume XXI/XXII). Außerdem wurde der schon 1912 unter Hof XVI ausgegrabene Abschnitt des frühhelladischen Rundbaus vollständig wieder freigelegt, konserviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (Abb.6). Die von Kilian 1984 begonnene steingerechte Aufnahme des Rundbaus wurde um die bisher nicht detailliert dokumentierten Teile der Ausgrabung von 1912 ergänzt, und es konnten zusätzliche Beobachtungen zur Baugeschichte dieses rätselhaften Gebäudes gemacht werden.

Im Jahre 1998 stand im Rahmen der zweiten Stufe des Konservierungskonzeptes für die Oberburg die Konservierung der Böden und Mauern des Großen Megarons im Mittelpunkt. Hierbei wurden neue Aufschlüsse zur Baugeschichte im zentralen Teil des Palastes gewonnen. Ein in seiner chronologischen Stellung bislang umstrittener, in den Ruinen des Großen Megarons errichteter schmaler Antenbau im Großen Megaron erwies sich angesichts von C14-Datierungen an Holzkohleproben aus neu entdeckten Pfostenlöchern nicht als eisenzeitlicher Tempel, sondern als das letzte, in SH IIIC erbaute mykenische Megaron der Oberburg (Abb. 8). Hiermit gelang der Nachweis, daß es im Zentrum der Macht auf der Oberburg eine die Zeit vor und nach der Katastrophe verbindende Kontinuitätslinie gab, was für keinen anderen mykenischen Palast gezeigt werden kann. Ferner fanden sich Mauerzüge eines bisher unbekannten frühmykenischen Gebäudes, das der Erbauung der ersten Megaronbauten im 14. Jh. v. Chr. unmittelbar vorausgegangen und vermutlich auf zwei Terrassen angeordnet war (Abb. 7). Vor Erbauung des ersten Megarons wurde der Bauplatz eingeebnet und dabei die auf der höheren Terrasse gelegenen frühmykenischen Gebäudereste abgetragen.

 

Ausgrabungen von 1999 - 2000

Eine in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Alkestis Papadimitriou von der Vierten Ephorie des griechischen Antikendienstes in den Jahren 1999 und 2000 durchgeführte Notgrabung im Nordosten des Stadtgebiets erbrachte neue Erkenntnisse über die sich wandelnde Gestalt eines Ausschnittes der Außensiedlung von der letzten Blüte mykenischer Kultur bis in die römische Zeit. Nachgewiesen wurde eine Sequenz von fünf Siedlungsphasen der nachpalatialen mykenischen Zeit (Abb.9). Die älteste dieser Siedlungsphasen wurde im frühen 12. Jh. v. Chr. (SH IIIC Früh) auf Flußsedimenten gegründet, und die jüngste datiert in SH IIIC Fortgeschritten. Spätestens in der zweiten Siedlungsphase tritt ein Bebauungsschema in Erscheinung, bei dem Häuser um einen Hof herum angeordnet wurden und das in den Grundzügen bis in die letzte festgestellte Siedlungsphase erhalten blieb.

Nicht nur in der Anordnung und Ausrichtung der Bebauung, sondern auch in der Gründung der Häuser des frühen 12. Jhs. v. Chr. auf Flußablagerungen ähneln die Befundverhältnisse jenen, die Kilian Mitte der siebziger Jahre bei seinen Ausgrabungen in dem rund 130 m entfernten Grabungsareal von Tiryns-Stadt-Nordwest beobachtet hatte. Ein Gebäude der zweiten Siedlungsphase der Nachpalastzeit in Tiryns-Stadt-Nordost hebt sich allerdings durch Merkmale wie die Unterteilung mittels paralleler Stützenreihen und die Verwendung steinerner Stützenbasen aus dem Kreis zeitgenössischer Bauten hervor. Nach seiner Brandzerstörung am Ende von SH IIIC Früh oder in SH IIIC Entwickelt wurde dieses Gebäude nicht mehr aufgebaut, und es fehlen ab der dritten Siedlungsphase im allgemeinen Anzeichen einer im Rahmen der architektonischen Möglichkeiten der Nachpalastzeit als hervorgehoben zu bezeichnenden Bebauung.

Unter den nachmykenischen Befunden verdient ein teilweise freigelegter spätgeometrischer Töpfereibezirk (Abb. 10) mit Töpferöfen, Laufflächen, gepflasterten Wegen und Fehlbränden bemalter Gefäße ebenso Beachtung wie ein archaischer Kultbothros der Zeit um 600 v. Chr. sowie eine ausschnittsweise aufgedeckte mutmaßliche Straßentrasse, die von der klassischen Zeit bis in die Römische Kaiserzeit in Benutzung war.

 

Ausgrabungen von 2006

Im August und September 2006 sollen nach einer Unterbrechung von rund drei Jahrzehnten die Ausgrabungen in Tiryns-Stadt-West wieder aufgenommen werden. Die Fortsetzung der Ausgrabung in diesem Areal bildet schon seit längerem ein Desiderat des Tiryns-Projektes, musste jedoch in den letzten Jahren verschoben werden, um zunächst die durch die Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen veranlassten Notgrabungen in Tiryns-Stadt-Nordost und in der nördlichen Unterburg durchzuführen.

Die wissenschaftliche Bedeutung des westlichen Bereiches der als "Stadt" bezeichneten Außensiedlung von Tiryns besteht darin, dass hier nach den Erfahrungen der vergangenen Ausgrabungen Überreste von Zeitabschnitten der Besiedlungsgeschichte von Tiryns erforscht werden können, über die wir bisher in Tiryns noch wenig wissen. Dies betrifft zum einen die Siedlungsweise während der frühmykenischen Zeit (ca. 1600-1400 v. Chr.) und der älteren Palastzeit (14. Jh. v. Chr.), zum anderen die Siedlung und die Gräber der frühen Eisenzeit (ca. 1050-700 v. Chr.).

 

Forschung

 

Ein dunkles Zeitalter? Untersuchungen zur Siedlungsstruktur der Unterburg von Tiryns in der mykenischen Nachpalastzeit.

Tobias Mühlenbruch

Gegen 1200 v. Chr. fand das Palastsystem der mykenischen Griechen mit differenzierter Gesellschaftshierarchie, weitreichendem Handelsnetz und hochentwickeltem Handwerk sein Ende, während die mykenische Kultur noch rund 150 Jahre lang als "Nachpalastzeit" weiter existierte. Trotz materieller Verarmung zeigt das Fundbild eine erneute Konsolidierung und Blütephase etwa im Siedlungswesen, was auf die Herausbildung neuer organisatorischer Instanzen hindeutet. Tiryns nimmt dabei als ehemaliges Palastzentrum in einem Kerngebiet der mykenischen Kultur eine besondere Stellung ein. Zwischen 1976 und 1983 konnte das Deutsche Archäologische Institut unter der Leitung von Klaus Kilian und mit Fördermitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgestattet eine Ausgrabung in der Unterburg durchführen, anhand derer Schichtbefunde und Architekturreste feinstratigraphisch verfolgt werden konnten. Die großflächig und nach einem einheitlichen Schema durchgeführte Grabung erbrachte dabei eine bisher einzigartige und kontinuierliche Folge von Siedlungen der frühen bis späten Nachpalastzeit.
Innerhalb meines 2004 abgeschlossenen Dissertationsvorhabens galt es, diese bauliche Entwicklung zu erarbeiten und ihre Befunde mit der Gesamtsiedlung von Tiryns in Verbindung zu setzen. Desweiteren wurden die gewonnenen Ergebnisse in ihren chronologisch-geographischen Rahmen des östlichen Mittelmeeres im 12./11. Jh. v. Chr. eingebettet. Diese Analyse bildete die Basis eines weiteren Schwerpunktes, der sich mit der Interpretation der Befunde hinsichtlich politischer, sozialer, wirtschaftlicher und kultischer Strukturen beschäftigte. Anhand dieser Aspekte wird in der Forschung ein scharfer Bruch zur stark hierarchisierten vorangegangenen Palastzeit diskutiert, dessen Existenz und mögliches Ausmaß zu überprüfen war.

 

Untersuchung der Kanalisationsanlagen in Tiryns

Maja Aufschnaiter

Die Ober- und Unterburg von Tiryns waren mit einer Vielzahl von Kanälen ausgestattet, die zu verschiedenen Zeitphasen und in unterschiedlicher Bauweise während der Palastperiode und kurz nach deren Ende errichtet und genutzt wurden. Sie entsorgten auf systematische Weise nicht nur Regenwasser aus den Lichthöfen und von den Dächern (es sind Schächte belegt), sondern wurden aufgrund ihrer Kapazität, ihrer Ausstattung und ihrer Lage sicherlich auch für die Entwässerung von weiteren Bereichen genutzt: So profitierten mit Sicherheit auch Produktions- und Werkstätten und nicht zuletzt sanitäre Anlagen von dem sorgsam angelegten Entwässerungsnetz. Mithilfe eines digitalen Vermessungsgerätes soll das Innere der Kanäle aufgenommen werden. Die Auswertung liefert Hinweise auf die strukturelle Organisation, die Funktionalität, die Bau- und Benützungsphasen der zu entwässernden Bereiche bzw. der Kanäle selbst und auf ihre technischen Details.

 

Mitarbeiter

 

Literatur
 

Einführende Literatur:

  • U. Jantzen (Hrsg.), Führer durch Tiryns (1975)
  • J. Maran, Tiryns. Mauern und Paläste für namenlose Herrscher. In: Archäologische Entdeckungen. Die Forschungen des deutschen Archäologischen Instituts im 20. Jahrhundert (2000) 118 ff.

Grabungspublikationen:

  • Tiryns. Die Ergebnisse der Ausgrabungen des Instituts I-IV (1912-1938)
  • Tiryns. Forschungen und Berichte V-IX, XI-XII (1971-2000)

Literatur zu speziellen Themen:

  • E. Zangger, The Geoarchaeology of the Argolid. Argolis 2 (1993)
  • Aufsätze zu speziellen Themen und Vorberichte über die Ausgrabungen in verschiedenen Zeitschriften u.a. Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung; Archäologischer Anzeiger.
     

DAI (Deutsches Archäologisches Institut)

ODYSSEUS (the WWW server of the Hellenic Ministry of Culture)

FHW (Foundation Of The Hellenic World), Athens, Greece

Kontakt

Prof. Dr. Joseph Maran (Leiter der Ausgrabungen)

Susanne Prillwitz

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 17.01.2016
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